Live-Service-Spiele - Der Sargnagel für einstige Singleplayer-Meisterwerke

29 Mai 2024, 12:26 Uhr / 0 Kommentare  / von Fabian Roßbach
Live-Service-Spiele - Der Sargnagel für einstige Singleplayer-Meisterwerke

Was haben Spiele wie Dishonored, Batman: Arkham City und Mass Effect 2 gemeinsam? Sie sind legendäre Singleplayer-Erlebnisse, die von einigen der besten Entwickler ihrer Zeit geschaffen wurden. Doch was verbindet diese Entwickler heute? Ein verheerender Trend: Live-Service-Spiele.

Der Absturz von Arcane, Rocksteady und BioWare

Arcane Studios, bekannt für Meisterwerke wie Dishonored, hat mit Redfall einen schweren Schlag erlitten. Rocksteady, die Genies hinter Batman: Arkham City, stolperten mit Suicide Squad: Kill the Justice League. Und BioWare, einst gefeiert für Mass Effect 2, scheiterte kläglich mit Anthem. Alle diese Titel haben eines gemeinsam: Sie sind Live-Service-Spiele und sie sind gefloppt. Aber warum?

Die Verlockung des garantierten Profits

Viele Entwickler wurden von der Aussicht auf kontinuierliche Einnahmen durch Live-Service-Modelle angelockt. Spiele wie Fortnite und GTA Online schienen unerschöpfliche Geldquellen zu sein. Doch wie sich gezeigt hat, sind solche Erfolge die Ausnahme und nicht die Regel.

Warum scheitern etablierte Entwickler an Live-Service-Spielen?

Verlust der Kernkompetenzen

Ein Hauptproblem ist, dass Entwickler, die für ihre Singleplayer-Spiele bekannt sind, plötzlich gezwungen werden, Live-Service-Titel zu entwickeln. Arcane Studios, ein Meister der immersiven Einzelspieler-Erfahrungen, musste sich mit einem Online-Koop-Shooter wie Redfall abmühen. Die Entwickler bei BioWare hatten keinerlei Erfahrung mit dem Entwickeln von Loot-basierten Live-Service-Spielen und das Ergebnis war Anthem, ein Spiel, das nie wirklich seine Identität fand.

Überforderung und mangelnde Expertise

Das Entwickeln und Betreiben von Live-Service-Spielen erfordert eine andere Art von Engagement und Know-how. Es geht nicht nur darum, ein großartiges Spiel zu veröffentlichen, sondern dieses Spiel kontinuierlich mit Inhalten zu versorgen, die die Spieler bei der Stange halten. Viele Studios waren schlichtweg nicht darauf vorbereitet, diese Anforderungen zu erfüllen. Bungie, ein erfahrenes Studio im Bereich Live-Service-Spiele, kämpft trotz seiner Erfolge mit Destiny 2 ständig darum, das Spiel profitabel und spielerfreundlich zu halten.

Die unausweichliche Belastung

Kontinuierliche Updates und Ressourcenmangel

Live-Service-Spiele verlangen nach ständigen Updates und Neuerungen, um die Spielerschaft bei Laune zu halten. Das führt zu einem nie endenden Bedarf an Arbeitskräften und Ressourcen. Diese ständige Belastung kann Entwicklerteams zermürben und demotivierend wirken, besonders wenn sie ursprünglich für andere Arten von Spielen angetreten sind.

Fehlende Community-Bildung

Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Community. Ein erfolgreiches Live-Service-Spiel benötigt eine engagierte und aktive Community. Doch wenn ein Spiel von Anfang an fehlerhaft und unvollständig ist oder es an einem durchdachten Content-Plan mangelt, wird es schwer, eine loyale Spielerschaft aufzubauen.

Die langfristigen Folgen für die Spieleindustrie

Verlust talentierter Entwickler

Viele talentierte Entwickler verlassen ihre Studios, wenn sie gezwungen werden, an Projekten zu arbeiten, die sie nicht unterstützen. Dies führt zu einem Talentverlust, der die Qualität zukünftiger Projekte weiter beeinträchtigen kann. Arcane Austin verlor einen Großteil seines talentierten Personals, was die Studiozukunft in Frage stellt.

Negative Auswirkungen auf die Studio-Reputation

Studios wie BioWare und Rocksteady, einst hoch angesehen, haben durch ihre gescheiterten Live-Service-Projekte erheblich an Ansehen eingebüßt. Dies kann langfristige Auswirkungen auf ihre Fähigkeit haben, zukünftige Projekte erfolgreich zu finanzieren und zu vermarkten.

Gibt es einen Ausweg?

Einige Entwickler haben bereits Konsequenzen gezogen. Naughty Dog hat das geplante The Last of Us: Factions 2 abgesagt und sich auf das konzentriert, was sie am besten können: herausragende Singleplayer-Erlebnisse. Diese Entscheidung, wenn auch schmerzhaft, könnte sich langfristig als klug erweisen.

Erfolg durch Fokussierung auf Stärken

Unternehmen wie Capcom und Nintendo zeigen, dass es möglich ist, erfolgreich zu sein, indem man sich auf die eigenen Stärken konzentriert und sowohl Singleplayer- als auch ausgewählte Live-Service-Spiele anbietet. Diese Balance ist entscheidend, um nicht den Bezug zur Kernzielgruppe zu verlieren.

Fazit

Die Spieleindustrie ist in einem ständigen Wandel, aber die jüngsten Misserfolge großer Studios zeigen, dass das blinde Folgen von Trends wie Live-Service-Spielen nicht immer der richtige Weg ist. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Innovation und den bewährten Stärken der Entwickler könnte der Schlüssel sein, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Studios müssen lernen, ihre eigenen Fähigkeiten und die Bedürfnisse ihrer Community zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Die Zukunft der Spieleindustrie hängt davon ab, dass Entwickler und Publisher kluge, gut durchdachte Entscheidungen treffen, anstatt blindlings dem nächsten großen Trend zu folgen.

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